Herzenssache Adipositas

Warum liegen uns zu viele Kilos "auf dem Herzen"? - Antworten anlässlich des Weltherztages

Das Herz wird uns schwer, Liebeskummer bricht uns das Herz oder zerreißt es gar. Dieses lebenswichtige Organ ist offenbar mehr als nur ein faustgroßer Hohlmuskel, der das Blut durch den Körper pumpt. Dennoch achten viel zu wenige Menschen auf ihre Herzgesundheit, denn längst sind  Herz-Kreislauferkrankungen hierzulande zur Todesursache Nummer Eins geworden. Dazu gehört z.B. die Verengung der Gefäße v.a. der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit), Herzinfarkte und Schlaganfälle. Der heutige Lebensstil mit Überernährung und Bewegungsmangel geht uns im wahrsten Sinne des Wortes zu Herzen.

Anlässlich des Weltherztages (25.9.) stellt sich die Frage, wie Übergewicht oder gar Adipositas das Herz belasten? Viele stark übergewichtige Menschen leiden unter dem so genannten Metabolischen Syndrom – dem „tödlichen Quartett.“ Dazu gehören Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, verminderte Wirkung von Insulin im Körper (Insulinresistenz) sowie Fettleibigkeit v.a. im Bauchbereich. Besonders das Fett im inneren Bauchraum und in den Organen (viszerales Fett) ist gefährlich, da es den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel beeinflusst, sodass Fettstoffwechselstörungen und Diabetes (Typ II) die Folge sein können. Bluthochdruck und erhöhte Blutfette tragen außerdem zur Gefäßverkalkung (Atherosklerose) bei. Eine Verengung v.a. der Herzkranzgefäße bedeutet, dass die Herzmuskel ungenügend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Die Betroffenen leiden dann unter anfallsartigen starken Herzschmerzen (Angina pectoris); ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Gefäß ganz verschlossen ist. Diese Kombination von Erkrankungen wurde also wegen ihrer fatalen Folgen „tödliches Quartett“ genannt. Noch brisanter wird das Quartett, wenn sich Zigaretten und Alkohol „dazu gesellen.“ Ein krankes Herz zieht übrigens auch immer die Lungen in Mitleidenschaft.

Bei der Einschätzung des Risikos für das Metabolische Syndrom ist das Verhältnis von Bauch- zu Taillenumfang (Waist-Hip-Ratio) aussagekräftiger als der Body-Mass-Index. Wer vor allem am Körperstamm zunimmt – also der „Apfeltyp“ - ist gefährdeter als der „Birnentyp“, der eher an Hüfte und Oberschenkeln zunimmt. Der Taillenumfang dividiert durch den Hüftumfang (in cm) sollte bei Frauen unter 0,85 und bei Männern unter 1,0 liegen. In Deutschland liegen rund 30–40 Prozent der Menschen über dieser Marke, etwa 20 Prozent sind adipös mit einem BMI über 30 kg/cm2.

Die gute Nachricht ist, dass regelmäßig etwas mehr körperliche Bewegung und eine gesündere Ernährung bereits Wirkung zeigen. Prof. Mathias Blüher behandelt in der IFB AdipositasAmbulanz viele Patienten mit Metabolischem Syndrom. Er rät seinen Patienten, „aktiv in der Therapie mitzuarbeiten, denn alle Komponenten des Metabolischen Syndroms lassen sich durch eine Erhöhung der körperlichen Aktivität und eine bewusste Ernährungsweise positiv beeinflussen.“ Blüher und sein Team erforschen am IFB die Auswirkungen von Kraft- im Vergleich zu Ausdauertraining auf das gefährliche innere Bauchfett und den Kalorien-Grundumsatz bei übergewichtigen Patienten. Der Adipositas-Experte erklärt: „Klar ist bereits, dass eine Reduktion des Bauchumfangs das beschriebene Erkrankungsrisiko erheblich senkt. Wenn es unseren Patienten gelingt „nur“ 5 cm Bauchumfang zu reduzieren, kann dies das Diabetesrisiko schon um 30-40 Prozent senken.“ Aus der Studie soll u.a. hervorgehen, wie der Kampf gegen den Bauchspeck am erfolgreichsten ist.

Natürlich ist die erforderliche Veränderung des Lebensstils schwierig und gelingt nur schrittweise, sie wirkt dafür aber viel stärker als Medikamente. So ist es zu erklären, dass viele adipöse Diabetiker dank Gewichtsverlust und mehr Bewegung weniger oder keine Diabetesmedikamente mehr brauchen und auch Bluthochdruck und Herzbeschwerden zurückgehen oder ganz verschwinden können. Wer sich eine gesündere Lebensweise zur Herzenssache macht, dem wird wieder leicht ums Herz.

Doris Gabel

Schlüsselwörter: Folgeerkrankungen