MetaSeminar: Prof. Agnes Binagwaho zu Besuch in Leipzig

Auf Einladung des wissenschaftlichen Leiters des IFB Prof. Dr. Michael Stumvoll besuchte Prof. Dr. Agnes Binagwaho Ende Mai Leipzig.

Während ihres Besuches hielt sie am 24.05. im Zuges des MetaSeminar des IFB AdipositasErkrankungen den Vortrag „Global health inequity – Some Thoughts on Western “lifestyle disease“ (sog. Zivilisationskrankheiten), in dem sie ihre Perspektive zu globaler Ungerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung und zu Zivilisationskrankheiten vorstellte.

Prof. Dr. Agnes Binagwaho, die frühere Gesundheitsministerin Ruandas, ist eine Advokatin für Gleichberechtigung in der Gesundheitsversorgung und Rektorin der University of Global Health Equity in Ruanda.

In ihrem Vortrag über Lebensstilerkrankungen thematisierte Binagwaho zu allererst, dass die Bezeichnung „lifestyle diseases“ problematisch ist, da der Begriff eine Schuld an der Erkrankung bei den Betroffenen impliziert. Sie schlägt daher die Nutzung von „nicht übertragbar“ (NCD – non-communicable diseases) vor, da der Begriff weniger stigmatisierend ist.

Tatsächlich entsteht seit Kurzem in einkommensschwachen Ländern eine Verlagerung der Probleme durch die erfolgreiche Eindämmung und Behandlung von Infektionskrankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria: Die Lebenserwartung in der Bevölkerung steigt auch in afrikanischen Ländern und mit ihr die Zahl der Erkrankungen an NCDs. Das Problem zur Bekämpfung dieser Erkrankungen liegt in einer fehlenden gemeinsamen Verfahrensweise und spärlichen Ressourcen. In der Entwicklungshilfe wird überproportional viel Geld für die Bekämpfung von bspw. HIV investiert, obwohl diese Erkrankung im Vergleich zu NCDs mittlerweile deutlich weniger Todesfälle bedingt.

Nach Binagwaho ist der Gedanke von Gleichheit insbesondere auch in der Gesundheitsfürsorge von besonderer Wichtigkeit. Es gehe nicht darum eine Versorgung mit Medikamenten und Zugang zu medizinischem Personal als Privileg zu sehen, sondern die beste Versorgung auch für die ärmsten Bürger zu sichern und jede Innovation dahingehend zu analysieren, wie sie den am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen dienen kann. Ein garantierter Zugang zu qualitativ guter Gesundheitsversorgung und Aufklärung muss dabei auf finanziellem, geographischem und sozio-kulturellem Weg erfolgen. Durch Investition wird eine hochwertige und bezahlbare Versorgung gesichert, ein dezentrales System wird Menschen an ihrem Wohnort zur Verfügung gestellt und die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden stellt sicher, dass Gesundheitsversorgung nicht nur sozialbewusst, sondern auch nachhaltig ist. In Ruanda wurde erfolgreich ein universeller Krankenversicherungsschutz etabliert und auf nationaler Ebene Bemühungen umgesetzt, um die Zugänglichkeit zu Untersuchungen, Krankenhauseinweisungen und Behandlungsmethoden zu verbessern.

Abschließend stellte Binagwaho noch die University of Global Health Equity (UGHE) vor, die anstrebt eine neue Generation an Gesundheitsexperten auszubilden. Studenten leben und arbeiten in ländlichen Gebieten Ruandas, um an der Seite von erfahrenem medizinischen Personal und politischen Entscheidungsträgern Einblicke in die reale Gesundheitsversorgung vor Ort zu gewinnen. Die Ausbildung schließt dabei nicht nur medizinische Veranstaltungen ein, sondern stattet Studenten auch mit Fähigkeiten in Management, Geschäftsführung und Kommunikation aus, um sie aktiv auf Konfliktlösung, Konsensbildung und das Design langfristiger Lösungen vorzubereiten. Die UGHE hat sich zum Ziel gesetzt eine neue Art von Universität zu kreieren, die den Fokus auf Zugänglichkeit von Gleichheit in der Gesundheitsversorgung setzt und ein globales Forum für Ausbildung, Forschung, klinische Versorgung und Umsetzung schafft.

Sandra Strahlendorf